Elternzeit 2
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Wohnmobilalltag in Florida

Alle Designliebhaber und Freunde von schönen Einrichtungen
müssen nun ganz stark sein. Es gibt da nämlich was, was mir anfangs schier den
Atem verschlagen hat, an das wir uns nun, nach gut 14 Tagen, aber so langsam
gewöhnen.
Es handelt sich um das Interior unseres Wohnmobils, meist Camper genannt.
Gelsenkirchen liegt in Florida kann ich da nur sagen. Während wir sonst ja viel
Spaß an schönen Unterkünften haben, steht beim Camper die Funktionalität im
Vordergrund. Man wählt über die Größe aus, entscheidet sich für bestimmte
Parameter (wie viele Betten, wie viel muss man umbauen, passen zwei Kindersitze
rein…), aber über das Design kann man keine Entscheidung fällen, da muss man
einfach mit leben.
Dementsprechend stockte uns fast der Atem, als wir unserem
fahrbaren Wohnuntersatz zum ersten Mal betraten. Doch, das Ding ist gut in
Schuss, hat 23.000km, alles ist ok, alles funktioniert.
Aber es ist braun. Braun in allen Schattierungen und
Marmorierungen. Brauner PVC in Fliesenoptik, braune Furnierholzmöbel, braune,
marmorimitierende Arbeitsplatte, braune Polster, braun gemusterte
Fensterumrandungen mit beigen Rollos. Hossa.
Während in anderen Ländern auch auf Gewicht und
Energieverbrauch geachtet wird, wird, ganz amerikanisch, hier nur geklotzt. Die
Duschabtrennung ist aus Echtglas, außer dem Herd gibt’s auch ne Mikrowelle und
einen Backofen. Einen Kühl- und Gefrierschrank haben wir auch, nur der Icemaker
fehlt ;-)
Die Klimaanlage verwandelt das Refugium auch gerne in einen
großen Kühlschrank – hatte ich schon erwähnt, dass es hier richtig warm ist?

Von der Optik mal abgesehen ist das Teil aber wirklich
praktisch. Wir haben zwei feste Betten, eins oberhalb der Fahrerkabine und eins
im Heck. Beide mit richtiger Matraze und ganz ohne umbauen, das war uns
wichtig. Leider hat das Hochbett kein Gitter, so dass die Kinder nicht, wie
ursprünglich geplant, oben schlafen, sondern sich freuen, neben der Mama wieder
aufzuwachen. Wir schlafen daher zu dritt hinten. Anton, Ida und ich, während
Ronald das obere Bett für sich hat. Das ist mäßig nett, geht aber leider nicht
anders, zumindest Ida würde sich aus dem großen Bett sich rauskugeln und auch
bei Anton stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
Recht faszinierend finden wir auch die Tatsache, dass man
auf großen Campingplätzen an Wasser und Abwasser angeschlossen ist. Ja, auf dem
Stellplatz. Nichts da mit Dumpingstation und grey bzw. blackwater. Das läuft
schick übers Rohr in die Kanalisation. Auch Kabelanschluss haben die Dinger, TV
und DVD Player inside versteht sich.
Mit dieser Ausstattung ähnelt das ganze wirklich eher einem
Mobilheim und doch sind wir die kleinsten auf den Campingplätzen und werden
liebevoll bestaunt. Die Durchschnittscamper auf den Plätzen heißen nämlich Greg
und Seherly, sind um die sechzig und haben gerade die größte Zeit ihres
Lebens.
Greg und Sherly haben ihr (kaltes) zu Hause im Norden der Staaten hinter
sich gelassen und sind mit ihrem RV unterwegs. Das fahrbare Heim ist so groß
wie ein Bus und fährt selber oder wird gezogen. Bei ersterem hängen dann gerne
noch ein Auto, ein Anhänger mit Boot oder wenigstens ein Motorrad dran. Diese
Schiffe haben, erst mal aufgebaut und ausgefahren (Stichwort Slideout), die
Quadratmeterfläche eines Einfamilienreihenhauses.

Auch draußen mangelt es an nichts.
Neben der ausklappbaren Outdoorkitchen gibt es einen separaten Fernseher, nicht
nur für den Superbowl, eine von den Dimensionen passende Kühltasche, äh, Truhe,
und die aufs Farbkonzept abgestimmte Sitzgruppe samt Bodenbelag. Den Golfcaddy sollte ich noch erwähnen. Damit wird auf dem Campingplatz zum Pool, Strand oder Clubhaus gefahren. Und Ihr glaubt nicht, wie viele Gregs und Sherlys es da draußen so gibt… 

Eine Sache fuchst uns aber schon ganz schön: die
Öffnungszeiten der Campingplätze bzw. die der dazugehörigen Büros. Um fünf ist
dicht, wer bis dahin nichts gefunden hat, hat meist Pech gehabt, wenn nichts reserviert wurde. Im Voraus zu buchen macht unseres Ermessens aber wenig Sinn, da wir nicht immer das Etappenziel erreichen, das wir uns vorgenommen haben bzw. recht spontan festlegen, was wir am Folgetag machen und wo wir hinfahren. Aber mittlerweile rufen wir morgens auf einem Campingplatz an und reservieren für den Abend einen Stellplatz.

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