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Die Catlins – Neuseelands südlichster Süden

Gaanz, gaanz im Süden, wo es südlicher fast nicht mehr geht
(außer auf Stuart Island) haben wir zwei herrliche Tage verbracht.

Typische
Frühlingstage mit strahlender Sonne und plötzlichen, heftigen
Weltuntergangsschauern, dafür aber in einer Landschaft, wie sie die Siedler in
der Kolonialzeit vorgefunden (naja, damals fast ausschließlich bewaldet) und zu ihrem Eigen gemacht haben.
Sanfte, weiche, grüne Hügel soweit das Auge reicht. Schafe,
Kühe und eine traumhaft schöne, raue Küste. Wir haben irgendwie ein bisschen
Ruhe gefunden und beschlossenen eine weitere Nacht zu bleiben. Auch unser
Stellplatz auf dem New Haven Holiday Park hat seinen Teil dazu beigetragen,
denn hinter unserem Camper waren noch 2 Meter Gras und dann nur noch die Bucht
und das offene Meer. Inklusive herrlichem Sandstrand und Dünen.

Inspiriert von dieser großartigen Weite hab ich beschlossen
einen eineinhalbstündigen  ‚Horse Ride’
zu machen. Wer mich kennt weiß, dass ich eigentlich noch nie auf nem Pferd saß,
außer die paar Minuten auf Steffis Beauty, aber irgendwie hatte ich das Gefühl,
dass das hier eine gute Sache sei.
Und so hat mich Sargent brav bergauf und ab getragen. Über
saftige Wiesen, durch kleine Täler mit klaren Bachläufen, vorbei an staunenden
Schafen, durch ursprüngliche Wälder und auf windumtosende Klippen. Wie lange
ich unterwegs war? 90 Minuten. Und wenn mir der Hintern nicht eh schon weh
getan hätte, könnte mich in selbigen beißen, weil ich keine Kamera mitgenommen
hab. Ein bisschen Respekt hatte ich eben doch und mit teurer Fotoausrüstung am
Hals sich das Gras aus der Nähe anschauen, wollte ich dann auch nicht. Unter
die Reiter werde ich deshalb zwar nicht gehen, aber ich kann es jedem nur
empfehlen solch eine Tour zu machen. Die Art die Natur zu erleben und speziell
die Ausblicke sind einfach unvergesslich.

Anton und Ronald haben die Zeit für einen Spaziergang
genutzt und ebenfalls Pferde und Schafe bestaunt. Gemeinsam habe wir den Tag
dann mit einem Ausflug zum Nugget Point, einem markanten Felsvorsprung mit
Leuchtturm, beendet.

Sehr schade, dass die Catlins von vielen Touristen geschmäht werden. Die meisten lassen den Süden außer Acht und queren das Land, um direkt an die Westküste zu fahren. Wir können’s nur empfehlen dort einen Stopp einzulegen, denn neuseeländischer haben wir uns eigentlich nirgendwo mehr gefühlt.

Von Oamaru nach Dunedin oder von der Sonne in den Nebel

Gestartet sind wir bei warmen Wetter und Sonnenschein in Oamaru.
Auch bei den Boulders war’s noch schön, aber kaum näherten wir uns Dunedin
(sprich Daniden) kroch dichter Nebel die Berge hinab.
                                                                                       
Dieses Wetter macht diese Stadt noch schottischer, als sie
eh schon ist. Von Schotten 1848 gegründet ist sie heute ein Studentenstadt mit
einer angesehenen Universität und vielen schönen Prachtbauten aus der
Kolonialzeit. Paradebeispiel: der Bahnhof, den heute leider nur die
touristische Taieri Gorge Railway nutzt. Der normale Passagierverkehr zwischen
Christchurch und Invercargill im Süden ist eingestellt.
Es war auch richtig schottisch kalt, als wir am Nachmittag
in der Stadt ankamen. Morgens noch T-Shirt, nachmittags Fleecejacke, Mütze und Decke für Anton. Die Innenstadt ist leicht überschaubar und aus Sorge, dass um 16.00
Uhr auch wieder die Cafés schließen, haben wir erst mal ein solches
angesteuert. Und um uns aufzuwärmen…

Von der Otago Peninsula haben wir gutes gehört und gelesen.
Die Halbinsel, die südlich an Dunedin angrenzt, gilt als ‚Wildlife Capital’.
Pinguine, Albatrosse, Robben und allerlei Vögel können dort beobachtet werden.
Das Wetter blieb seinem schottischen Vorbild treu, als wir die
Halbinsel am nächsten Tag erkundeten. Vielleicht hat uns das ein bisschen auf
Gemüt geschlagen, vielleicht taten der gesperrte Strand, an dem eh keine Robben
waren und die Albatrosse, die gar nicht so groß sind, ihr übriges dazu,
jedenfalls konnten wir die Begeisterung einiger Inselbesucher nicht
nachvollziehen. Zu wenig unterscheidet sich die Insel vom Festland und zu wenig
ausgeprägt sind unsere ornithologischen Interessen, als dass wir 45 NZD für die
Beobachtung von Albatrossen zahlen wollten. Fairerweise sei gesagt, dass die
einzige Kolonie von Royal Albatrossen ist, die so nah an einer Stadt
angesiedelt ist.

Gesehen hab wir dann immerhin welche, als wir auf den
Lookout hoch fuhren – und wie gesagt, für uns Nichtvogel-Nerds sahen die Jungs
halt eher wie größere Möwen aus…
Da wir mit der Peninsula recht schnell fertig waren, haben
wir am späten Nachmittag noch den Weg gen Süden angetreten. Ziel: die
ursprüngliche Landschaft der Catlins und ein Campingplatz mit Strom und somit Standheizung!

Pinguine und große Kugeln

Yellow eyed Penguins gibt’s laut Reiseführer und iCenter dauernd und überall an der Ostküste Neuseelands zu sehen. Zumindest kam es uns so vor, denn immerhin gibt’s offiziell ausgewiesene Strände, an denen man die Tiere beobachten kann. Einer davon in Oamaru (die Stadt mit den Caffés, Ihr erinnert Euch?! ;-)).

Genau diesen Lookout peilten wir eines Abends zur blauen Stunde an, denn dann kommen die Tiere aus dem Wasser und watscheln über den Strand zu ihren Nestern. So die Theorie und genauso war’a auch auf Kangaroo Island in Australien vor ein paar Jahren. Aber scheinbar sind die neuseeländischen Verwandten weniger zuverlässig, oder schlicht in Urlaub, denn wir haben lediglich drei Pinguine sehen können.
Einen direkt vor uns im Gebüsch, der war nett und ist dort auch geblieben, einen weiter weg im Gebüsch, schon schwerer zu erkennen und einen am Strand. So weit unten, dass das Foto maximal für ein Suchbild ala ‚Wo hat sich der Pinguin versteckt‘ gereicht hätte. „Anton, wo ist der Pinguin?“ „Da!“

Den einen echten fand er jedoch super und auch der andere auf der Hinweistafel hat ihm gefallen :-) Die Robbe hat er allerdings nicht erkannt, die hat sich schlicht zu wenig bewegt.

So wie einige Dinge groß angepriesen werden und dann die Erwartungen nicht erfüllen, sind andere, die eher beiläufig erwähnt wurden, unerwartet spannend. Die Boulders, zum Beispiel. Große, fast perfekt runde Steinkugeln, die am Strand liegen. Runde Steine am Strand klingen nicht so aufregend, aber diese großen und massiven Burschen haben uns dann doch beeindruckt.

Der Strand ist dazu leicht zu finden, liegt er doch direkt am Highway zwischen Oamaru und Dunedin.

Oamaru. Kaffee nur vor 16.00 Uhr.

Man stelle sich folgenden, entspannten Tag vor: Die regnerischen Alpen liegen hinter einem. Die Sonne
scheint und es sind 20 Grad. Ein warmer Wind weht über den Campingplatz, die
Blätter rauschen. Mann und Kind sind einkaufen, die Frau hat Freizeit und macht
es sich mit ein paar Magazinen in der Sonne gemütlich.
Der Tagesplan sieht nichts anderes vor als später gemeinsam
durch die Stadt zu streifen, sich das wiederbelebte Hafenviertel anzuschauen,
hier und da mal in ein Geschäft zu kucken und anschließend einen Café latte in
der Nachmittagssonne zu trinken.
Arrgg! Was stimmt an dieser Idylle nicht? Es ist 16.00 Uhr
und alle Cafébesitzer haben ihre Stühle hochgestellt, die Aufsteller rein
geholt und die Theke poliert. Geschlossen.
An einem Frühlingsnachmittag um 16.00 Uhr?! Ich versteh’s
einfach nicht. Ehrlich.
Oamaru ist für mich ein hübsches Städtchen mit vielen
viktorianischen Details, in dem alle Cafés spätestens um 16.30 Uhr schließen.
Vintage–Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Aber auch die kriegen nach
16.00 keinen Café mehr. Höchstens noch nen Tee im Salon…

Wandern nur mit Kindertragerucksack

Da wir ein paar Anfragen von anderen Eltern zu unserem Buggy bzw. unserer Trage bekommen haben, hier ein klitzekleiner Equipment-Post, der vielleicht anderen Eltern, die auf eine größere Reise gehen, auch hilft.

Der Buggy ist von Cybex, das Modell heißt Callisto. Wir haben uns für ihn entschieden, weil man die Liegefläche ganz flach umklappen kann, das Sonnenverdeck richtig groß ist, in den Korb auch was rein geht und das Teil auch stabil und nicht zu schwer ist. Und weils ihn bei Limango im Frühjahr günstig gab ;-) Fazit: voll zufrieden und auch den rauen Umgang im Flugzeug hat er gut überstanden.

Wegen der Baby- bzw. Kindertrage haben wir ein bisschen länger überlegt. Ursprünglich wollten wir solch eine Trage erst in Neuseeland kaufen, weil wir sie weder in Dubai noch in Sydney gebraucht haben. Da ist der Buggy praktischer. Dann haben wir uns aber doch entschieden sie bereits in Deutschland zu kaufen und mitzunehmen. Auch wenn dies ein Gepäckstück mehr bedeutet. Dafür mussten wir aber nicht noch umher laufen und eine suchen.

Mittlerweile wissen wir, dass es die richtige Entscheidung war. Klar gibt’s im Land der Outdoor Fans solche Tragen, aber es ist äußerst mühsam die zu vergleichen. Interesse halber haben wir mal im Babyshop geschaut. Zwei Modelle, das eine Full Plastic und wenig sportlich, das andere ganz ok. Preislich kein Unterschied zu Deutschland. Und bei Outdoorläden haben wir immer wieder eine gesehen. Die von MacPac machte nen ganz guten Eindruck.

Auf unserer Reise begleitet uns nun aber die Vaude Jolly Comfort 2. Anton fühlt sich ganz wohl darin und gut eineinhalb Stunden hält er auch durch. Dann wird’s halt langweilig und er will sich bewegen…

Die Trage passt sowohl Ronald als auch mir ganz gut, trotz unterschiedlicher Größen, ist nicht so wuchtig und die Sitzfläche für die Kleinen schaut bequem aus. Man kann sie auch recht eng einstellen, damit auch zierlichere Kinder nicht darin rumpurzeln. Ein Schultergurt sichert das Kind zusätzlich und die kuschlige Vorderseite dient auch mal als Kissen beim Nickerchen. Außerdem hat sie genug Platz, um etwas zu essen und zu trinken zu verstauen. Sogar ne Wickelunterlage, einen Sonnen- und ein Regenschutz ist dabei. Würden wir weiter empfehlen und auch wieder kaufen.

Die Bilder sind übrigens am zweiten Tag beim Mount Cook entstanden. Das Wetter hatte sich vormittags etwas gefangen und so haben wir den Weg zum Kea Point, einem Look Out auf den Mueller Lake, angetreten.

Mount Cook, der erste Tag

Pures Camperglück am nächsten Morgen: blauer Himmel, türkis farbener See, unverbaute Sicht und ein Frühstück im Freien. Glück für Anton: eine Entenfamilie.

Yippie, bestes Wetter für unsere Exkursion in die Alpen. Der stolze, 3.754 Meter hohe Aoaki Mount Cook ist unser heutiges Ziel und Petrus schien es gut mit uns zu meinen! Dies dachten wir, als wir am Lake Pukaki entlang fuhren (der Fluss auf dem 2. Bild ist übrigens ein künstlicher Kanal und dient der Energiegewinnung). Leider versteckt sich der teilweise mit Eis bedeckte Riese nämlich zu gerne in den Wolken.

Doch jeder Kilometer der 55km langen Sackgasse brachte uns nicht nur den Bergen, sondern auch den Wolken näher und als wir dann am Visitor Center ankamen, hat es auch gründlich angefangen zu regnen. Von Mount Cook war nichts zu sehen. Lediglich die nahen Gletschermassen des Müller Gletschers ließen erahnen, dass sich hinter den Wolkenmassen beindruckendes verbirgt.

Abwarten und Tee trinken. Bzw. abwarten und Nudeln essen war die Devise. Es war Mittag, Anton hatte Hunger und war müde und so machten wir es uns auf einem Parkplatz ein bisschen gemütlich und liesen mal zwei Stunden Regen und Sturm auf uns nieder prasseln.
Mit Erwachen des Kindes schien auch Petrus bessere Laune zu bekommen und wir wagten einen Abstecher ins Tasman Valley, um einen kleinen Track, um einen Blick auf den Tasman Glacier (Neuseelands Größter mit 27km Ausdehnung) zu erhaschen.
Ronald hat Anton ganz tapfer die vielen Stufen und Steine hoch getragen. Der Aufstieg hat sich gelohnt. Unter uns lag ein milchig türkis farbener See mit Eisbrocken, an dessen Ende, leider mit einer grauen Geröllschicht bedeckt, der riesige Tasman Glacier zu erkennen war.

@Sarah M.: Ihr als Hiking Profis werdet Euch hier austoben können. Es gibt großartige Routen, die auch über mehrere Tage ausgedehnt werden können. Mit Anton in der Trage haben wir uns auf max. 3 Stunden beschränkt… Das iCenter hält alle Infos samt Wetterbericht bereit.

Übernachtet haben wir dann auf dem Glentanner Campground, ca. 20km vor Mount Cook Village. Wobei wir später den DOC Campground gesehen haben, der ebenfalls sehr schön liegt. Aber der hat halt keinen Strom und die Nächte waren sehr kalt.

Über die Canterbury Plains zum Lake Tekapo

Macht’s Euch gemütlich, denn das wird ein klassischer Reisebericht.
Nach zwei Übernachtungen in Christchurch (einen haben wir zum Waschen, einkaufen, einräumen und relaxen und den anderen zum Stadt anschauen gebraucht) waren wir begierig drauf unseren Camper in die viel beschworene Natur Neuseelands zu lenken.
Unsere Route führte uns von Christchurch zuerst nach Westen und dann nach Süden, wobei wir nicht den Highway 1, sondern die Scenic Route 72 wählten. Eine gute Entscheidung, denn die Strecke führt durch die Canterbury Plains, einer Ebene aus Weideland, wie sie im Buche steht, in Richtung neuseeländische Alpen.
Eigentlich wollten wir Christchurch entlang der Küste verlassen und einen Abstecher über Sumner und Lyttelton machen. Leider hat aber auch hier das Erdbeben Spuren hinterlassen und so war die Sumnit Road, die beide Orte entlang der Küste verbindet, noch gesperrt. Auf einem Teil der Strecke hat man große Schiffscontainer übereinander gestapelt, um die Straße vor weiteren Erdabrutschen zu sichern. Auf dem ersten Bild könnt Ihr noch sehen, dass einige Häuser regelrecht auf der Kippe standen und drohen abzustürzen. Die Küste und die Bucht sind dennoch wunderschön und wir haben die Gelegenheit für eine kleine Mittagspause genutzt. Fish & Chips – immer wieder gerne!

Aber dann ging es wirklich in die Natur! Und vor lauter Übermut haben wir beschlossen an einem idyllischen Plätzchen zu übernachten und auf keinen Campingplatz zu fahren. Wir hatten auch Glück ein eben solches Plätzchen zu finden. Wild Campen wird in Neuseeland geduldet, so lange man nicht auf Privatgrundstücken oder auf Parkplätzen steht, auf denen es ausdrücklich verboten ist. Für einen ‚empowert Site’, d.h. einen Stellplatz mit Strom, bezahlt man auf einem Campground zwischen 35 und 50 Dollar (ca. 18-25 Euro), da kann man schon einiges sparen, wenn man hin und wieder in der freien Wildbahn bleibt.
Was wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht wussten, war, wie kalt die Nacht werden würde und, dass unsere Standheizung nur mit externer Energie läuft. Es war kalt. Zwar ein Rauhreif, aber beim Frühstück konnten wir unseren Atem sehen – im Camper. Anton fand das ziemlich witzig, als wir mit Jacken und Decken da saßen, aber wir haben beschlossen, dass wir das nicht unbedingt noch mal brauchen. Nicht bei diesen Temparaturen. So schick dieses Schiff hier auch ist, es ist null isoliert und drinnen ist’s ohne Heizung genauso kalt wie draußen.

Nicht desto trotz erreichen wir am nächsten Tag frohen Mutes und gesund Lake Tekapo. Einer der künstlichen Stauseen, die mit Gletscherwasser gespeist und zur Energiegewinnung genutzt werden. So hübsch türkis kann Strom gewinnen sein…

Wir sind ein bisschen umher gewandert, haben und die Church oft he good shephard, die statt eines Altarbildes nur ein großes Fenster besitzt, betrachtet und uns auf dem Campingplatz einen Platz gesichert. Am Nachmittag gings hoch auf den Mount John (wir sind gefahren, obwohls es scheinbar auch einen schönen Track gibt), auf dessen Peak sich eine Sternwarte befindent. Außerdem das Astro Café, das mit lecker Muffins, Café und eine 360 Grad Rundumsicht auf das Weideland und Lake Tekapo aufwartet.
Und am Abend haben wir in den heißen Quellen des Alpine Springs getummelt. Drei unterschiedlich warme Becken, die aus heißen Quellen gespießt werden. Bis wir schrumpelig waren haben wir das 34 Grad warme Wasser im Freien genossen.

Das Leben im Camper…

Gebucht haben wir ein Wohnmobil mit vier Schlafplätzen. Es war uns wichtig, dass wir einen Alkoven zum Schlafen haben und nicht täglich umbauen müssen, nur weil Anton seinen Mittagsschlaf macht oder wir etwas essen wollen.

Bekommen haben wir dieses Schiff, das Platz für sechs Personen bietet. Ein Upgrade, das gar nicht mal so schlecht ist. Das Innere, nennen wir es mal ‚das Interieur‘, ist zwar nicht so sehr unser Geschmack (blaue Polster und Fußboden), aber die Funktionalitäten sind schon ganz gut.

Ganz hinten gibt es eine große Sitzecke, rechts ist die Küchenzeile mit dreiflammigem Gasherd, Kühlschrank, Mikrowelle, Wasserkocher, Toaster etc. Gegenüber der Bad mit Dusche und WC. Und eine kleinere Sitzgruppe, auf der auch Antons Kindersitz befestigt werden konnte. Was übrigens eine Tortour war.

Das System ist ein anderes als in Deutschland. Die Kindersitze werden mit einer Art Haken oben am Autositz verankert und der Gurt läuft nur unten herum. Bis wir das kapiert hatten… Eine Beschreibung gabs nämlich nicht mehr und die Damen von Apollo haben sich aus Gewährleistungsgründen fein raus gehalten. Ganz neu ist das Teil auch nicht mehr. Baujahr 1994. Dazu kommt, dass die Sitzbank, auf der er befestigt ist, ganz gerade ist, nicht ergonomisch gewölbt wie Autositze es eigentlich sind, was dazu führt, dass der Sitz fast nach vorne geneigt war, wenn man die Gurte fest angezogen hat. Anton hätte dann vorn über geneigt gesessen. Das ging natürlich gar nicht, weshalb wir eine Unterkonstruktion aus Handtüchern und Polstern gebaut haben, damit der Sitz sich nach hinten neigt. Nun fühlt er sich aber ganz wohl damit und genießt es nach vorne kucken zu können und alles zu sehen.

Wir sind übrigens sehr froh, dass wir eine Standheizung haben. Die läuft zwar nur, wenn wir an den externen Strom angeschlossen sind, aber abends und nachts wars doch meist recht kühl und ohne Heizung wärs doch ziemlich kalt. Die Erfahrung hatten wir schon, als wir ne Nacht nicht auf nem Campground, sondern an einem idyllischen Ort in der Natur standen.

Ansonsten sind wir so viel draußen, wie nur möglich. Anton kommt aus dem Staunen meist nicht mehr raus und vielleicht hat dies den wahren Redeschub bei ihm ausgelöst. Er plappert die ganze Zeit, zeigt alles und zu den ‚da‘ und ‚dejs‘ sind viele ‚goglegogle‘ und ‚mamamama‘ gekommen. Manchmal sitzt er beim Fahren hinten und erzählt uns richtig, was er draußen sieht. Ist klar, dass ihn die Enten, die es auf nahezu jedem Campingplatz gibt, begeistern. Er hat sich schlapp gelacht, als er ihnen sein Brot gefüttert hat.

Und jetzt Neuseeland!

Neuseeland. Aotearoa. Land der langen weißen Wolke.
Bereits seit 10 Tagen reisen wir durch dieses wunderbare Land. Es ist grün. Die Wiesen wirken manchmal wie ein perfekter Golfrasen, die Schafe leisten ganze Arbeit.
Es ist steinig. Die Alpen sind beeindruckend. Einen ersten Eindruck haben wir am Aoraki Mount Cook bekommen, dem höchsten Berg der südlichen Hemisphäre.
Aber dazu später mehr. Begonnen hat unsere Reise nämlich auf der Südinsel, genauer gesagt in Christchurch. Ja, in der Stadt, die im Februar 2011 wegen des verheerenden Erdbebens in den Medien war. Ein paar Tage lang und dann auch wieder nicht mehr. Was ja irgendwie dazu führt, dass man denkt, dass dann alles wieder ok ist.
Aber nichts ist ok. Wir haben die Innenstadt von Christchurch an einem verregneten Tag besucht. Oder besser: wir wollten sie besuchen. Auf dem Campingplatz hatte man uns schon gesagt, dass es eine abgesperrte Zone gibt, die man nicht betreten kann, weil dort Aufräumarbeiten statt finden.
Ok, verstanden. Dass dieser Bauzaun aber bedeutet, dass das gesamte Herz, das gesamte Zentrum der Stadt, aufgehört hat zu schlagen, haben wir erst dort realisiert.
Die Stadt war leer, keine Menschen auf den Straßen. Ein gut befestigter Bauzaun umschlingt die City. Die Geschäftsstraßen und die Straßen mit Kneipen und Cafés können nicht mehr betreten werden. Die bekannte historische Straßenbahn fährt nicht mehr. Gebäude werden abgestützt oder sind bereits abgerissen und weg geräumt. Einzig Lastwagen mit großen Containern, Kräne und Bagger erzeugen ein bisschen Leben zwischen zerstörten Gebäuden, Schutthalden und aufgebrochenen Straßen.
Und doch haben wir keine Resignation erlebt. Die Menschen haben begonnen anzupacken und das Geschehene zu verarbeiten. Mitgefühl und Ungläubigkeit ja, Jammern und Verzweiflung nein.