Das Fotografieren in dunklen Räumlichkeiten ist eine wahre Herausforderung. Mit diesem Tutorial zeige ich Euch, wie Ihr in Kirchen, Museen oder Höhlen Eure Kamera ohne Blitz gekonnt einsetzt und die besten Ergebnisse erzielt.
Auf Sri Lanka haben wir die Höhlentempel in Dambulla besucht. Die Tempelanlage befindet sich oberhalb des Ortes am Berg, eine lange Treppe führt nach oben. Die einzelnen Tempel wurden in die Höhlen gebaut und sind seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO.
Situationsanalyse – Fotografieren im Dunkeln
Fotografieren ist in den Höhlen erlaubt, die Lichtbedingungen könnten jedoch kaum schlechter sein. Durch eine schmale Tür betritt man den Raum, zwei kleine Neonröhren erleuchten die große Fläche dürftig. Im schummrigen Kunstlicht lassen sich diverse Buddhas und Malereien an der Decke erkennen. Alles wirkt gelbstichig und dunkel.
Diese kurze Analyse ist wichtig, um die Situation einschätzen zu können. Kurz gefasst: es ist dunkel. Nur punktuell sind Objekte beleuchtet und viele Stellen verschwinden im Schwarz.
Der Automatik Modus würde den Blitz anschalten, doch dies sieht gruselig schlimm aus. Außerdem schafft es ein gewöhnlicher Blitz nicht, diesen großen Raum zu erhellen.
In der Dunkelheit droht außerdem die Gefahr Motive zu verwackeln, weil die Belichtungszeit lange ist.
So sah der Tempel in etwa aus, wenn man ihn mit den bloßen Augen gesehen hat:
Fazit: so viel Licht wie möglich in die Kamera lassen
Was kann man tun, um möglichst viel Licht auf den Sensor der Kamera fallen zu lassen, um ein der Situation entsprechendes Foto zu bekommen, das man bestenfalls ohne Stativ fotografieren kann (ich habe nie eins dabei, denn ich mache ja Urlaub mit der Familie und bin nicht alleine auf Fotoexkursion). Wie macht man das? Es gibt mehrere Möglichkeiten, die man am besten alle kombiniert.
Kameraeinstellungen
- Iso hoch einstellen – je höher die Iso, desto lichtempfindlicher ist der Sensor. Jedoch besteht bei einer höheren Iso die Gefahr einer starken Körnigkeit der Bilder. Die Fotos sehen dann ‚krisselig‘ aus. Probiert aus bis zu welcher Iso Eure Kamera gut Ergebnisse liefert. Das unterscheidet sich je nach Modell. Man kann der Körnung in der Bearbeitung zwar entgegen wirken, vermeiden ist dennoch besser.
Neuere Mittelklasse-Modelle kommen mit Iso 3200 gut aus, je hochwertiger die Kamera, desto besser ist i.d.R. der Sensor und das Arbeiten in hohen Isobereichen.Seit einem halben Jahr fotografiere ich mit der Nikon D750. Sie ist eigentlich meine Zweitkamera, avanciert aber zum Liebling, weil sie mich immer wieder positiv überrascht. U.a. mit der hervorragenden Qualität mit hohen Isowerten.
- Blende öffnen – je weiter die Blende geöffnet ist (d.h. je kleiner die Blendenzahl ist, z.B. f3.5), desto mehr Licht kann in das Objekt einfallen.
Der Haken: viele Objektive, zum Beispiel die sog. Kitobjektive, die man mit der Kamera dazu kauft, sind nicht sehr lichtstark und ermöglichen häufig nur eine Blende von f5.6. Festbrennweiten erlauben kleinere Blendenzahlen und sind deshalb lichtstärker.
Außerdem bedeutet eine offene Blende auch eine geringere Schärfentiefe. Das Objekt, das fokussiert wird ist scharf, doch alles unmittelbar davor oder dahinter verschwindet in der Unschärfe – damit kann man leben, wenn dahinter eh alles dunkel ist oder es nur einzelne Lichtpunkte gibt. - Lange Belichtungszeit – je länger Belichtet wird, desto länger kann das Licht auf den Sensor fallen und desto mehr Informationen kann er damit aufnehmen.Mit ruhiger Hand und möglichst fixierter Kameraposition (z.B. angelehnt an einer Wand) halte ich 1/60sek ganz gut. Längere Belichtungszeiten führen schnell zu Verwacklungsunschärfe.
- Manueller Modus – nur im manuellen Modus habt Ihr die Möglichkeit diese Werte einzeln einzustellen!
Dies ist das ‚helle‘ Bild. Fotografiert mit der Nikon D750. Iso 5000, 35mm, f2.2, 1/50 sek.
Auch beim Zoomen in das Bild ist die Körnigkeit bei Iso 5000 absolut ok. Beeindruckend.
Fototipps
- Weitwinklig fotografieren – je weiter die Brennweite (das ist die Zahl mit der ‚mm‘ Angabe, z.B. 24mm), desto mehr Licht kann ins Objektiv fallen. Besonders schön schaut das bei Motiven aus, bei denen es auch Lichtflecken im Hintergrund gibt.
- Auf das Licht konzentrieren – versucht gar nicht alles einzufangen, sondern das was man sieht. Dies sind in der Regel die Objekte, die beleuchtet sind. Dieser ‚Spoteffekt‘ macht Bilder zudem auch spannend.
Belichtet auf die hellen Bereich im Bild: Nikon D750, Iso 5000, 35mm, f5.0, 1/100 sek. In der Bearbeitung nicht aufgehellt.
Deckenmalereien: Nikon D750, Iso 5000, 35mm, f2.5, 1/100 sek. In der Bearbeitung nicht aufgehellt.
Ebenfalls auf die hellen Stellen belichtet: Nikon D750, Iso 5000, 35mm, f3.5, 1/125 sek. In der Bearbeitung nicht aufgehellt.Hat
Fotorezept kompakt
Wenn Ihr in dunklen Räumen wie Kirchen, Höhlen oder auch in Museen fotografieren möchtet und keinen Blitz verwenden wollt/dürft, sorgt dafür, dass so viel Licht wie möglich in die Kamera kommt!
- Nutzt den manuellen Modus Eurer Kamera.
- Setzt die Iso so hoch, wie Eure Kamera es erlaubt und die Bilder nicht zu körnig sind.
- Öffnet die Blende so weit, wie das Objekt es zu lässt und die Schärfentiefe vertretbar ist.
- Belichtet so lange, wie Ihr es mit einer fixierten Kamerahaltung fotografieren könnt ohne zu verwackeln.
Das Außengelände des Tempels war dann natürlich wieder wunderbar hell. Iso zurück stellen nicht vergessen!
Hat Euch diese Anleitung ein wenig weiter geholfen? Oder sind Fragen offen? Dann schreibt sie gerne in das Kommentarfeld, ich werde sie so schell wie möglich bearbeiten.
Im Januar wird es übrigens wieder neue Termine für Fotoworkshops geben. Ich werde sie auch hier bekannt geben…