Zwei Wochen Treibenlassen war angesagt. Zwei Wochen mit dem Wohnmobil (gemietet beim ADAC – empfehlenswert) durch Südtirol nach Venedig, an der Adria entlang bis nach Kroatien. Ende April brachen wir auf. Eine konkrete Strecke hatten wir uns nicht ausgeguckt, auch keine Orte, an denen wir übernachten wollten. Nur Venedig stand fest, aber ansonsten war alles offen.
Diese kleine Freiheit ist das, was uns am Unterwegssein mit einem Camper so gut gefällt. In Österreich und Italien muss man nicht immer einen Campingplatz anfahren, sondern kann auf einfachen Stellplätzen, oder auch auf öffentlichen Parkplätzen stehen, wenn es nur für eine Nacht ist.
Da wir den ursprünglichen Plan morgens um vier aufzubrechen, um den Berufsverkehr bei Stuttgart nicht zu erleben, schnell aufgegeben haben, sind wie gemächlich um halb zwölf in Karlsruhe aufgebrochen. Erster Stopp: das goldene M, denn natürlich hatten erst mal alle Hunger um diese Uhrzeit. Das war genau der Punkt, an dem ich mein Zeitmanagement an den Nagel gehängt habe :-)
Nach Pommes und Co ging gen Süden. Staufrei fuhren wir an Stuttgart vorbei, düsten ins Allgäu und machten die Abendpause in Füssen. Sehr nett dort und perfekt für einen Abendspaziergang samt Brotzeit. An der Raststätte hinterm Fernpass haben wir dann übernachtet. Was mein erfolgreich unterdrücktes Timing dann doch insgeheim befriedigt hat. Über die Alpen am ersten Tag – geschafft!
Südtirol! Hach! Vor vier Jahren waren wir einige Tage in Meran, weil ich dort ne Hochzeit fotografiert hatte. Es war im Juni und sowohl die Stadt, als auch die Landschaft hat uns mehr als begeistert. Ein Stopover in Meran kam uns gerade recht. Sonne und die Blüten der Apfelbäume begrüßten uns am ersten Tag und wir genossen den ersten Kaffee im Freien. Tag zwei war leider das genau Gegenteil. Dauerregen und kalt. Aber die Therme in Meran ist toll und bescherte uns einige Stunden mit gut gelaunten Kindern.
Das erste echte Highlight haben wir uns für den kommenden Tag vorgenommen: die große Dolomitenstraße!
1909 wurde sie als Ferienstraße eröffnet, sagt Wiki, und ich bin mit sicher, dass sie bis heute nichts an ihrer Schönheit eingebüßt hat. Langsam nähert man sich den felsigen Gipfeln der Dolomiten, die aus den Wolken spitzeln. Der Winter ist gerade erst vorbei, einige Schneefelder bedeckten noch die Wiesen und das Gras war braun. All das ist extrem imposant und wir hatten einen riesen Spaß die Skipisten auszumachen, die man oben erkennen konnte und zu rätseln, welche wir bei der Umrundung der Stellaronda schon gefahren waren.
Über das Eggental mit seiner engen Klamm fuhren wir nach Welschnofen, wo wir auf dem Parkplatz des Tourismusbüros übernachteten. Nach dem Frühstück ging’s weiter in Richtung Karersee, der uns kristallklar und türkis empfängt.
Die Straße schraubt sich weiter nach oben, überwindet den Karerpass und führt dann ins Fassanal. Viele Serpentinen führen letztendlich zum Pordoijoch, das mit 2.239 Metern den höchsten Punkt darstellt. Um uns herum gibt es nur noch Himmel, Wolken und Stein. Absolut atemberaubend und eigentlich alle paar Meter ein Fotostopp wert.
Ziel ist Cortina d’Ampezzo, das uns mit einem grandiosen Panorama und lauter geschlossenen Eisdielen empfängt. Überhaupt ist Ende April noch einiges geschlossen in den Orten, auch viele Hotels machen eine Pause zwischen der Winter- und der Sommersaison. Dafür gibt es recht leere Straßen und ausreichend Parkplätze, was wir sehr zu schätzen wissen. Lecker italienischen, samtig vollmundigen Kaffee und ein hervorragendes Eis finden wir dennoch. Alles ist gut.
Fazit: Die Runde über die große Dolomitenstraße hat sich mehr als gelohnt. Die Ausblicke sind wirklich beeindruckend und wir beschließen irgendwann auch im Sommer mal wieder zu kommen, wenn auch die Wiesen der Dolomiten grün sind. Vielleicht auch mit dem Motorrad – was für eine Traumstrecke!
Mit dem Wohnmobil kann man sie sehr gut befahren, die Steigung waren kein Problem, auch die Abfahrt nicht. Viele Parkplätze laden zum Rast machen ein, Plätze zum frei Stehen über Nacht haben wir aber nicht viele gesehen. Auf einigen Parkplätzen war es ausdrücklich verboten mit dem Camper über Nacht zu stehen.
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