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Fototipp: Kinder im Urlaub fotografieren (Teil II Kameraeinstellung)

Heute gehts ebenfalls ums Kinder fotografieren und diesmal gehts ran an die Kameraeinstellung! Vorab ein kleiner Hinweis: diese Tipps richten sich an Fotoanfänger! Daher sind auch nicht alle Erklärungen bis ins letzte technische Detail aufgeführt, es geht um die Basics, die die Weichen richtig stellen.

Habt Ihr die Situationsbasics verinnerlichen können? Ja? Das ist schön, denn nun kommt die echte Herausforderung: die Technik!

1) Welche Kamera macht Sinn?

Natürlich kann man mit jeder Kamera tolle Fotos machen. Doch Kinder sind schnell. Und Du musst schneller sein. Deine Kamera auch.

Aus diesem Grund ist es sehr wohl ein wichtiger Fakt, welche Kamera Du hast. Das Stichwort heißt Auslöseverzögerung, was bei einer Spiegelreflexkamera schlicht kein Problem ist. Denn angeschaltet ist sie ’schussbereit‘, während Bridge-, System-, oder Kompaktkameras erst mehrere Sekunden benötigen, um ein Foto machen zu können. Auch der Autofokus ist bei Spiegelreflexkameras i.d.R. schneller. Es lohnt sich also ein vernünftiges Modell anzuschaffen.

Unabhängig vom Modell ist die Möglichkeit manuell zu fotografieren wichtig! Weg mit der Vollautomatik oder den Programmen! Die machen nur Sachen, auf die Ihr keinen Einfluss habt, z.B Weichzeichnen im Porträt Programm oder selbst festlegen, welcher Punkt scharf sein soll. Aber wir wollen ja selbst fotografieren und nicht auf gut Glück knipsen, oder?

>> Entscheidet Euch über kurz oder lang für eine Spiegelreflexkamera.

>> Fotografiert anfangs mit der Teilautomatik. Ihr wählt die Blende, die Kamera errechnet die Belichtungszeit. 

2) Lass so viel Licht wie möglich rein und steuere die Schärfe

Sprechen wir über die Blende. Die befindet sich nicht in Eurer Kamera, sondern im Objektiv! Das ist der Ring mit den Zahlen wie f3.5 oder f11 drauf. Sie ist wie ein Tor, das sich mehr oder weniger weit öffnen lässt.

Die Blende beeinflusst zwei Dinge: die Lichtmenge, die durch das Tor darf, und die Tiefenschärfe, also wie viel Ihr auf einem Foto scharf erkennen könnt.

Tor auf, Licht rein!

Stellt Euch ein Hoftor vor, durch das an einem schönen Tag die Sonne in den Innenhof scheint. Die Torflügel sind weit geöffnet, drinnen ist alles hell.

Das wäre eine offene Blende in Eurem Objektiv.
Eine offene Blende hat eine kleine Zahl, z.B. f3.5.
Was bedeutet das? Das bedeutet, dass das Tor weit geöffnet ist und man von den beweglichen Torflügeln nur ganz wenig sehen kann.  Es kann also viel Licht durchfallen kann.

 >> Je kleiner die Blendenzahl, desto mehr Licht kommt in die Kamera!

Gestalterischer Effekt: Tiefenschärfe!

Die Blende erledigt außerdem noch einen zweiten, äußerst spannenden Job in der Bildgestaltung: sie bestimmt die Tiefenschärfe.

Das bedeutet, durch sie legt Ihr fest, wie scharf der Hintergrund des Bildes ist.
Ihr möchtet ein Portrait mit einem verschwommenen Hintergrund, auf dem nur die fotografierte Person scharf zu sehen ist?

Eine offene Blende bewirkt genau dies! Je kleiner die eingestellte Blendenzahl, desto kleiner ist der scharfe Bereich im Bild und desto größer ist die Unschärfe im Hintergrund.

>> Um eine Person scharf abzubilden und einen unscharfen Hintergrund zu bekommen, wähle eine möglichst offene Blende (kleine Zahl!).

>> Doppelt gut: mit ner kleinen Blende verkürzt sich die Belichtungszeit und Ihr bekommt diesen ‚Unschärfe-im-Hintergrund-Effekt‘, was korrekt geringe Schärfentiefe heißt.

Kinder fotografien Kameraeinstellung3

Dieses Foto ist am frühen Nachmittag an einem Sommertag entstanden. Es war eigentlich sehr hell, aber der Schlagschatten des Hauses reflektierte ein warmes, farbneutrales Licht.

Wie war die Kameraeinstellung?
Nikon D700
Objektiv: 50mm Festbrennweite
Blende: f2
Belichtungszeit: 1/1600sek
ISO: 250

Die Sache mit der Unschärfe in der Tiefe wird hier zwei mal deutlich: es gibt eine im Vordergrund durch die Sträucher und eine im Hintergrund. Das entsteht durch eine offene Blende!

3) Belichte so kurz wie möglich

Das wisst Ihr selber: Kinder sind irre schnell. Und dauernd in Bewegung. Ist die Belichtungszeit zu lange, entstehen Bewegungsunschärfen, weil der Knirps nicht still hält.

Um den richtigen Moment einfrieren zu können, muss Eure Kamera sehr kurz belichten. Kurz bedeutet weniger als 1/250 Sekunde (also z.B. 1/500sek. oder 1/1000sek). Das ist die Zeit, in der das Tor (>Blende!) sich öffnet und das Licht auf den Sensor fällt. Je kürzer Ihr belichtet, desto geringer ist die Chance, dass das Foto verwackelt oder verwischt.

Warum belichtet die Kamera denn dann so lange?
Na weils zu dunkel ist. Sie braucht ne bestimmte Menge an Licht, um das abbilden zu können, was wir mit dem Auge noch locker sehen.

Das ist ja blöd. Was mach ich damit?
Du erhöhst die ISO, die Lichtempfindlichkeit. Wenn der Sensor empfindlicher ist, kann er in kürzerer Zeit mehr Licht aufnehmen. Kommt bei Punkt 4 noch mal. Oder Du brauchst künstliches Licht, z.B. nen Blitz.

>> Schnell sein, heiß kurz belichten. Belichtungszeiten mit weniger als 1/250sek minimieren die Verwacklungsgefahr.

Kinder fotografien Kameraeinstellung

Dieses Foto ist am frühen Abend entstanden, die Sonne war am Strand gerade unter gegangen. Fotografieren ging eigentlich noch ganz gut, die Vollautomatik würde aber sicherheitshalber schon blitzen und damit die gesamte Atmosphäre zerstören.

Wie war die Kameraeinstellung?
Nikon D700
Objektiv: 50mm Festbrennweite
Blende: f2.2
Belichtungszeit: 1/80sek
ISO: 640

Das Foto ist nicht scharf, es hat ne Verwacklungsunschärfe (und der Fokus liegt nicht auf den Augen, sondern auf der Brusttasche). Anton kam auf mich zugerannt, mir gefiel die Gesamtsituation mit den Lichtern im Hintergrund, aber ich war schlicht zu langsam mit der Einstellung. Kommt vor.

Die Blende war mit f2.2 schon sehr weit offen, da kam also schon viel Licht rein. Aber eben nicht lange genug. Hätte ich die ISO erhöht, wäre die Belichtungszeit kürzer geworden und die Bewegung hätte zu keiner Unschärfe geführt.

4) Erhöhe die Lichtempfindlichkeit

Früher war die ISO des Films das Maß der Lichtempfindlichkeit. Diese Mechanik hat man auf die digitale Technik übertragen und stellt die ISO an der Kamera ein. Daher: lieber ein bisschen höher einstellen, vielleicht ISO 400 oder 600, je nach Kameramodell. Das macht die Kamera lichtempfindlicher und verkürzt Deine Belichtungszeit, was wiederum die Verwacklungsgefahr verringert.

Die ISO Automatik ist übrigens nicht so schlecht für den Anfang, zumindest, bis Ihr ein Gefühl dafür habt, wann welche ISO sinnvoll ist. Stellt aber bitte einen Maximalwert ein, den die Kamera nutzen darf, z.B. maximal ISO 1.200. Wie hoch sie sein darf, hängt von Deinem Kameramodell ab. Je nach Modell wird das Bildrauschen stärker je höher die ISO ist. Finde heraus, ab wann es störend ist und was Du maximal einstellen würdest.

>> ISO prinzipiell eher etwas höher einstellen, das sorgt für kürzere Belichtungszeiten.

5) Lass den Autofokus mitlaufen

Die Schärfe bei Kinderfotos ist, wie bei der Sportfotografie, eine kleine Herausforderung, denn das Objekt will einfach nicht still halten. Dies bekommt man aber ganz gut in den Griff, wenn man eins beachtet: der kontinuierlich mitführenden Autofokus, meist AF-C genannt.

Der ist nämlich in der Lage immer wieder nachzujustieren, wenn sich das bewegende Objekt nach links oder rechts, oder auch nach vorne oder hinten bewegt. Es wird immer scharf abgebildet. Schaut mal in Euer Handbuch, da findet Ihr die Anleitung, um ihn zu aktivieren.

Der Autofokus sollte übrigens auf den Augen des Models liegen! Je weiter offen die Blende ist, desto wichtiger wird das, denn desto geringer wird die Schärfentiefe, also desto unschärfer wird der Hintergrund.

>> Den Autofokus auf ‚kontinuierlich‘ einstellen.

Kinder fotografien Kameraeinstellung3Ein sich bewegendes Karussell ist prädestiniert für den mitlaufenden Autofokus!

Wie war die Kameraeinstellung?
Nikon D700
Objektiv: 50mm Festbrennweite
Blende: f2
Belichtungszeit: 1/4000sek
ISO: 250

6) Belichte auf das richtige Objekt

Helle Fotos mit dunklen Gesichter kennt Ihr sicher, oder? Das liegt daran, dass die Kamera im Automatikmodus alles zur Belichtung heran zieht, was sie zu sehen bekommt und dann den Durchschnitt berechnet.

So wird der strahlend helle Strand im Hintergrund gemessen und gleichgestellt mit dem im Schatten liegenden Gesicht, das ja eigentlich erkennbar sein sollte. Heraus kommt ne Belichtung, die mies ist, weil man das, das man eigentlich erkennen wollte, nicht erkennen kann.: Es ist zu dunkel ist.

Ein guter Grund für die Teilautomatik oder die manuelle Bedienung der Kamera!
Der Trick heißt Spotmessung, oder Punktmessung. Stellt man die ein, misst die Kamera nur an genau diesem kleinen Punkt und belichtet danach. Liegt der Punkt im Gesicht des Models, wird dies korrekt belichtet und ist erkennbar.

Im Benutzerhandbuch findet Ihr das i.d.R. unter ‚Messmethode‘.

>> Sportmessung auswählen, um sicher zu stellen, dass die Belichtung am ‚richtigen‘ Objekt misst.

Kinder fotografien Kameraeinstellung 5

Dieses Foto ist eine extreme Darstellung in Bezug auf die offenen Blende, den Schärfepunkt und der Belichtung. Ida saß im Schatten, aber der Bereich dahinter lag in der Sonne.

Der Schärfepunkt liegt nämlich genau auf Ida’s Wimpern. Noch genauer gesagt, auf denen des linken Auges. Die des rechten Auges sind schon von der Unschärfe verschwunden.

Wie war die Kameraeinstellung?
Nikon D700
Objektiv: 50mm Festbrennweite
Blende: f2
Belichtungszeit: 1/1600sek
ISO: 250

Zusammenfassung:

Und nun? Verwirrt und verzweifelt?

Völlig normale Reaktion! Es dauert ein bisschen, bis man die Zusammenhänge begreift und noch länger, bis man sich blind für sich einsetzt. Der Anfang ist mühsam und man muss sich durch beißen. Es ist nun mal leider so, dass diese Punkte alle miteinander zusammen hängen und sich gegenseitig beeinflussen. Packt man in die eine Waagschale etwas rein, bewegen sich die anderen auch mit..

Aber man wird ja auch belohnt, denn schöne Kinderfotos sind schon viel wert.

Ich kann Euch nur Mut machen dran zu bleiben und es immer wieder auszuprobieren  und so zu üben. Das schöne an der digitalen Fotografie ist ja, dass man am Rechner leicht die Fotos anschauen und vergleichen kann. Wie verändert sich das Foto, wenn man die Blende verändert? Wie spielen Blende, Belichtungszeit und ISO zusammen???

Zum Trost und Mut machen: packt man alles auf einen Zettel, schaut schon nicht mehr so schlimm aus :-)

Wer mag, darf sich die Anleitung Kinderfotografie als PDF herunter laden und in die Kameratasche stecken! Handout Kinder fotografien Kameraeinstellung

Viel Spaß beim Fotografieren!

Und Fragen hierzu bitte, bitte als Kommentar und nicht per Mail ;-) Merci!

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